Klaus Gmeiner, Elisabeth Fuchs und Josefa Hüttenbrenner von der Salzburger Kulturvereinigung nach der erfolgreichen Premiere 2013. Foto © Elisabeth Rath |
Das Salzburger Straßentheater ist ein Kleinod in der kulturellen Landschaft der Stadt. Gäbe es dieses nicht, müsste es erfunden werden! Seine Gründung im Jahr 1970 geschah zu einer Zeit des kulturellen Aufbruchs durch den Regisseur Oskar Fritz Schuh, der Jahre zuvor selbst bei den Salzburger Festspielen inszeniert hatte. In dieser Zeit brachte man qualitätsvoller, kultureller Arbeit die entsprechende Wertschätzung entgegen. Kunst auf hohem Niveau sollte einem breiten Publikum zugänglich werden. Mit der Gründung des Straßentheaters bekamen die elitären Festspiele ein Sommertheater bei freiem Eintritt zur Seite gestellt. Bis heute spielt das Salzburger Straßentheater Stücke der Weltliteratur bei freiem Eintritt und liegt damit international im Trend.
Klaus Gmeiner 2013 Foto © Elisabeth Rath |
Auf der Probe 2013: Klaus Gmeiner im Gespräch mit den Schauspielern Johannes Kaiser (links), Leo Braune (rechts) Foto © Elisabeth Rath |
Leo Braune als Nebel 2013 vor dem Bühnenbild zu "Liebesgeschichten und Heiratssachen" von Bernd-Dieter Müller Foto © Elisabeth Rath |
Darüberhinaus legt der Regisseur höchsten Wert auf Bühnenbild und Kostüm. Die seit Jahrzehnten bewährte Kooperation mit dem Bühnenbildner Bernd-Dieter Müller hat auch heuer wieder zu ausgesprochen poetischen Bühnenräumen geführt. Völlig unkompliziert verwandelten sich die Kulissen vom Landhaus ins Wirtshaus oder in den Salon oder in ein Landhaus in der grünen Landschaft. Das reizvolle Zusammenspiel der gemalten Figuren auf dem Prospekt mit den Spielern auf der Bühne ist auffällig. Der gekonnte Einsatz der Farben des gemalten Bühnenbildes in Kombination mit den bedachtsam gewählten Kostümen, muß besonders hervorgehoben werden. Kostüme und Maske sind stark im Einsatz und rufen damit beim Betrachter die Zeit Nestroys wach. Perücken und Mieder für die Damen, Gilets für die Herrn, außerdem Gehrock, Käppchen und Spazierstock, alles Versatzstücke aus der Entstehungszeit des Stückes, dessen Inhalt allerdings, allgemein gültige Themen aufgreift, Charaktere zeigt, die nichts an Aktualität eingebüßt haben: Neureiche, Lügner, Intriganten, Liebeshungrige, Adlige die ihre Herkunft über alles stellen, Naive, vom Leben Geprüfte.
Von Links: Kerstin Raunig als Fanny, Susanne Altschul als Lucia Distel, Leo Braune als Nebel, Johannes Kaiser als Fett. Foto © Elisabeth Rath |
Ludwig Kaschke als Marchese Vincelli bei einer Aufführung im Park von Schloss Hellbrunner 2013. Publikum und Umgebung spielen mit. Foto © Elisabeth Rath |
Walter Müller hat die Couplets, also die Strophen für die beiden Lieder der Figur des Nebel geschrieben, die das Spiel in die Gegenwart bringen. Da wird aktuelle Politik satirisch aufgerollt, der Finanzskandal im Land Salzburg und der Rücktritt der Landeshauptfrau, die kürzlich aufgedeckte Tatsache der allgemeinen Überwachung großer Teile der Bevölkerung im Internet und beim Telefonieren, die lokale Verkehrspolitik in Salzburg, die seltsame Blüten treibt oder das Aufsehen erregende Verhalten des Intendanten der Salzburger Festspiele Alexander Pereira, der vorzeitig aus seinem Vertrag aussteigt.
Von Links: Ferdinand Seebacher als Alfred, die drei Musiker im Fenster Helmuth Gubi Klarinette, Rebekka Leisinger Fagott, Marlies Fürst Akkordeon, Wilfried Steiner als Wirt. Foto © Elisabeth Rath |
Nicht nur Nebel wendet sich in seinen Couplets direkt ans Publikum, auch die anderen Figuren sprechen in der Tradition des Johann Nestroy so nebenbei immer wieder mit dem Publikum. In all den Verwechslungen wird das Publikum zum Mitspieler, amüsiert sich und darf angesichts des an Sprachspielen reichen Textes immer wieder auch mal nachdenken, so wenn es etwa heißt: "Die Dame Lucia wird erst dann skartiert, wenn der Marquis Vater im Talon ist." Komödie auf hohem Niveau. Die Kondition der Schauspieler und Musiker war mit etwa 40 Vorstellungen in knapp vier Wochen bei extremer sommerlicher Hitze aufs Äußerste gefordert.
2013: geschätzte 17.000 bis 20.000 Besucher.
Pittoreskes Publikum 2013 in Hellbrunn Foto © Elisabeth Rath |
Viel Publikum bei der Vorstellung im Hof des Klosters St. Peter in Salzburg im Rahmen des Festes zur Festspieleröffnung 2013 Foto © Elisabeth Rath |
Die Premiere 2013 fand im vollen Garten der Stieglbrauerei statt, ein idealer Platz, spielt doch das Stück gleich zu Beginn in der Wirtsstube. Foto © Elisabeth Rath |
Junges Publikum, auch heuer waren alle Vorstellungen bei freiem Eintritt zugänglich. Foto © Elisabeth Rath |