Freitag, 12. Juli 2013

Nestroy und die Freiheit

Es ist allgemein bekannt, dass Johann Nestroy mit der Zensur zu kämpfen hatte. Für den Schauspieler gehörte das Extemporieren, womit der Vortrag unzensurierter Texte gemeint ist, zum Handwerk. In Brünn verlor er 1826 für ein Extempore sein Engagement. Die Zensurbehörde rächte sich mit Geld- oder Gefängnisstrafen.
Nestroy schrieb vor dem Hintergrund der Märzrevolution von 1848 die Posse „Freiheit in Krähwinkel“. Darin lässt er die Figur des Eberhard Ultra zum Thema Freiheit sehr pointiert sagen:

„Wir haben sogar Gedankenfreiheit g’habt, insofern wir die Gedanken bei uns behalten haben. Es war nämlich für die Gedanken eine Art Hundsverordnung. Man hat s’haben [dürfen], aber am Schnürl führen!“

Quellen:
zitiert nach: Hein, Jürgen (Hrsg.): Nestroy zum Vergnügen. ‚Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang. Stuttgart 1995. S. 10

Vgl. Walla Friedrich: Die Theaterzensur am Beispiel des Lumpacivagabundus. In: Yates, W. Edgar (Hrsg.) Vom schaffenden zum edierten Nestroy. Wiener Vorlesungen. Konversatorien und Studien 3. Wien 1994. S. 45